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Teamwork in der Schlucht Mallorcas

von Sigrid Eder

Als ich gegen 7 Uhr aufwache und aus dem Fenster blinzle, sehe ich nicht nur den schönen Zitronenbaum, sondern schon wieder die Sonne. Die Wärme im Süden ist einfach angenehm und macht das Leben so viel einfacher, speziell nach dem langen kalten Winter bei uns daheim. Endlich einmal keine Haube, keine Handschuhe, kein kalter Wind. Einfach nur Wärme. 

Als ich nach unten in die Küche wandere, ist Max schon am Brauen des Kaffees. Fein. Mit einer kleinen Tasse gehe ich nach draußen auf meine geliebte Blackroll. Halb so schlimm bei dem Ausblick! 

Nach einer Weile ruft Flo: “Frühstück ist fertig!” Noch viel feiner! 

Ob ich mit dem gestrigen Artikel wohl jemanden beleidigt habe? geistert es mir durch den Kopf. Da ist schon die Antwort: “Du duftest nach dem Sport aber auch nicht so blumig”, meint Sascha. Na, klarerweise duften auch Frauen nicht, völlig richtig. Nur vielleicht ein bisschen weniger unblumig. 

Gemeinsam reisen, gemeinsam waschen, gemeinsam alles teilen

Nach dem Frühstück gilt die Aufmerksamkeit der Wäsche: Der Motor der Waschmaschine ist defekt. Die Waschmaschine spuckt auch unsere stinkende Wäsche nicht mehr aus. Der ganze Berg kann jetzt also dahin gammeln. Nicht nur Risk, sondern auch Washing Master Max wäscht anschließend alles für uns per Hand. 

“Liebe Leute, jetzt kann ich euch meinen Eltern vorstellen, denn jetzt haben wir den letzten Punkt der Intimitäten abgehakt. Ich habe eure Unterwäsche mit der Hand gewaschen.”

Nachtrag: Boah, das ist ganz schön anstrengend. 

Mit 5 Minuten Verzögerung starten wir wieder hinauf Richtung Lluc. Schon wieder diese Straße… aber die Männer finden das nicht so schlimm, immerhin gibt es genug hübsche Radfahrer-Hintern, die man bewundern kann. 

Auf in die Schlucht!

Eigentlich wollen wir hier aber keine Radfahrer-Show, sondern eine Tour durch die Schlucht Torrent de Pareis. Erst einmal zu einem spektakulären Instagram Spot, dann weiter abwärts. Das Gras ist hoch und hinter jedem Büschel kann der nächste Stein lauern, an dem man sich den Fuß brechen kann. Das ist keine Übertreibung, 99 von 100 guten Schritten sind auf Mallorca zu wenig. 

Wir laufen locker abwärts, bis wir die Schlucht erreichen und recht unbekümmert hinein starten. Mit der Zeit wird es immer technischer. Anfangs reicht aufpassen, festhalten, aber der Fels ist oft glatt wie Fliesen. Sascha, Manuel und Max sind recht flink, ich bin teilweise vorsichtiger und Flo ebenso. Bei den wirklich schwierigen Stellen helfen wir also zusammen! Ein Seil wäre echt hilfreich gewesen, die Kletterpassagen sind nicht zu unterschätzen. Aber: Teamwork makes the dream work. Danke Jungs, einfach nur lässig!! 

Nach 8 Kilometern und 3 Stunden erreichen wir das Meer. Tiefblau und wunderschön. 

Flo und Manuel lassen sich die Chance nicht nehmen, kurz schwimmen zu gehen. 

Allerdings wird es immer heißer, wir sind schon lange unterwegs und 1 Liter Wasser ist für so eine Tour nicht ausreichend. Beim nächsten Café wird aufgefüllt – nicht nur Wasser, sondern auch Cola, Fanta und Kaffee. 

Es folgt: Die Asphalthölle

Das Problem: Auf uns warten jetzt 17 Kilometer und 820 Höhenmeter auf Asphalt. Der gleiche Weg retour durch die Schlucht ist keine Option. Die Konzentration ist dafür ganz sicher nicht ausreichend und niemand will sinnlos etwas riskieren. 

Kurz kommt der Vorschlag, wir könnten doch ein Taxi retour nehmen. Das geht aber gar nicht. “Nein nein, denkt mal darüber nach, wieviel Bier das umgerechnet ist!” Das wirkt. Auf los geht’s also los. 

Die  Sonne knallt vom Himmel. Eine Passstraße laufend bewältigen, bei sicher 30 °C in der Sonne, ist ziemlich irre. Wie gerne ich doch jetzt ein Fahrrad hätte… aber es geht viel lockerer als gedacht. “Tempo Hasi” werde ich jetzt genannt. Der/die erste hat den Autoschlüssel im Rucksack. Dort wartet zum Beispiel Cola, der Gedanke daran ist herrlich.

Ich rechne damit, irgendwann völlig einzubrechen. Mein Gesicht fühlt sich an, als hätte es 100 °C, aber der Laufschritt ist extrem locker. Das muss der Urlaub sein. 

Nach einer Stunde habe ich schon über 8 Kilometer und 550 Höhenmeter auf der Uhr stehen. Manuel holt auf, bei der Mitte am Pass Coll dels Reis wird kurz Wasser gekauft und nachgefüllt – einen Sonnenstich wollen wir nicht riskieren. Ein Radfahrer fragt: “Macht ihr das denn freiwillig?” .. Naja, mehr oder weniger, aber sein Rad wird er mir wohl nicht leihen. Dann geht’s weiter und nach ziemlich genau 2 Stunden ist der Asphaltwahnsinn (oder Asphalthölle) vorbei. Manche Dinge machen unterwartet viel Spaß, weil man nicht damit rechnet, sie zu schaffen! 

Futter, Futter

Sesam, öffne dich! Im Kofferraum wartet u.a. das heiß ersehnte Cola und mehr. “Ach, die Mama hat uns Stullen gemacht.” Yes, Sandwiches habe ich am Morgen vorbereitet, damit niemand verhungern muss – auch wenn das meinen Jungs am Morgen überhaupt nicht wichtig erschien. Wenn der Bauch voll ist, muss man nicht daran denken, dass er viele Stunden später vielleicht doch wieder leer ist. 

Alle sind glücklich. Jetzt aber auf nach Hause in die Villa! Nein, vorher noch Nachschub an gekühlten Getränken besorgen, das ist wirklich wichtig. 

Daheim angekommen, schnappen sich die 4 ein Bier (ich hatte als Erste schon eins im Auto – zu ihrer Verteidigung) und begeben sich in den Jacuzzi. 

Nachdem kochen für mich eine Art Regeneration und Meditation ist, bereite ich den Herren Spaghetti Bolognese zu, dazu eine sehr große Schüssel Salat; außerdem noch Reis und Gemüse. 

Die Tourenplanung überlasse ich lieber den Männern. Fix ist: Danach geht’s an den Ballermann. 

Bilder: Florian Böttcher / @trackbeard

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