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Trail du Petit-Ballon: Ein familiärer Ultralauf im Elsass

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13. Trail du Petit-Ballon in Rouffach/Frankreich

– La troisiüme fois pour Kathiää

und wieder alles anders als gedacht – ..

Erwartungen an den Lauf

Meine dritte Teilnahme bei diesem familiären Ultralauf im wunderhübschen Elsass stand auf dem Programm. Trotz der knapp 3.000 Läufer herrscht eine gemütliche Atmosphäre, denn man trifft auf viele alte Bekannte nach der langen Winterpause und der franzäsische Flair des kleinen ärtchen verleiht dem ganzen das gewisse Etwas. Diesmal mit Freund im Schlepptau wagten wir uns an den – kleinen Ballona – . Ich habe ein ganz gutes Gefühl und wollte gern die gleiche Zeit wie im Vorjahr anpeilen. – Platzierung? Top 10 wäre tolla – meinte ich vorsichtig. Man weiß ja nie, wie stark die Mitstreiterinnen sind und auf einem Ultra kann es viele Höhen und Tiefen geben. Also lieber Bälle flach halten.

Anreise also am Freitag in eine niedliche franzäsische Unterkunft – Au Relais DüAlsacea – . Das Essen nicht ganz günstig, aber tolles franzäsisches Flair und Kuschelbetten im sporadischen Zimmer!

Startnummernausgabe und Freunde treffenkathi_matthias_startnummern

Am Samstag dann endlich Verabredung mit unseren bunten Lauffreunden. Wir genossen unsere internationale Zusammenkunft im urigen – Hexakessela – , bevor es gut gelaunt und frisch gestärkt zur Startnummernausgabe ging. Das Wetter eher schmuddelig, windig, regnerisch und zu kalt für meinen Geschmack. Aber Besserung war in Sicht. Wir holten also unser Teilnehmershirt (dieses Jahr in super Qualität) und unseren süffigen Cremant düAlsace (aber bitte erst im Ziel genießen). Ich war wie immer sehr aufgeregt und auch die bösen Selbstzweifel schlichen sich ein: Wie komme ich durch? Wie lange brauche ich? Versage ich? Welche Platzierung springt raus? Wird mir zu kalt? Muss ich aufs Klo? Hoffentlich stürze ich nicht wieder, etc – Aber ich hatte wunderbare Ablenkung dank Gabi, die von ihrem Abenteuer beim – Spine Racea – erzählte (siehe Bericht der letzten Ausgabe von Yvonne Lehnert) und auch meinen Freund und das Ultra-Dream-Team Ricarda und Jens haben mich wunderbar abgelenkt.

Stress vor dem Start und los

Am nächsten Morgen dann die Ernüchterung: Vorbereitet waren wir diesmal wirklich schlecht. Vergessen: Startnummerngürtel, wasserdichte Säcke, Trinkbecher, Regenjacke, etc – Kein gutes Omen. Und die Därme plagten mich auch aufgrund des späten Abendessens. Dann noch Stau zum Start. Zwei Minuten vor Startschuss hetzten wir dann endlich ins StartGelände und auf einmal machte es schon – penga – . Viele zu weit hinten gestartet und gleich von null auf hundert. Aber was sollüs – ab durch die Mitte und überholen was geht. Ich gab einfach Gas und kam gleich mal ordentlich ins Schwitzen. Auf traumhaften Trails im ständigen Wechsel zwischen hoch und runter, bis nach 10 Km die erste VP kommt. Kurz nen Iso und ein Stück Schoki und weiter ging das Gehetze – La troisiüme femmea – ruft man mir zu und ich kam mir auf einmal vor wie im falschen Film – HA – Wo sind die ganzen schnellen Mädels? Hat der sich verzählt?a – Ich kämpfe weiter bis VP2 in Osenbach, wo man auch auf dem Rückweg nochmal vorbeikommt. Endlich Cola. Zu Essen bekomme ich leider nicht viel runter. Der Magen ist zu und ich habe ein unangenehmes Stechen im Bauch. Na gut, dann halte ich mich halt mit Gels bei Laune. Doof nur, wenn das süße Glück nicht im Mund landet sondern sich auf Händen, Armen und Gesicht verteilt, weil man seine eigene Kraft beim rausdrücken unterschätzt – gut, dass weit und breit kein Brunnen kommt und ich ja nur 30 km wie ein verklebter Schmierfink weiterrennen muss – .

Härter als die Jahre zuvorkathi_podest2

Es kommt mir dieses Jahr alles viel steiler und länger vor. Joggen war teilweise fast unmöglich und es kostete mich ein Haufen Energie! Auch die dritte VP lässt lange auf sich warten. Bei km 29 dann endlich die ErLösung. Sollte bei km 26 nicht auch Eine sein? Und wieso kann ich mich an die Strecke nicht erinnern? Ich war mittelweile sogar führende Frau und es folgte ein (alb)traumhafter Anstieg. Bergauf komme ich gut vorwärts, auch wenn ich wirklich am Limit war und der Magen streikte. Ich konnte es kaum glaube, endlich die lang ersehnte – Mariaa – am Gipfelkreuz des Petit-Ballon auf knapp 1.300 HM. – Hallelujaa – und dann sogar als erste Frau. Ein unglaubliches Gefühl. Nun geht es nur noch bergab – ein paar Schneefelder hieß es noch zu queren, aber halb so schlimm. Der Downhill auf dem Trail war wunderschön, aber Konzentration absolut gefragt. Rutschig und wurzelig war dieser Ganove, wenn auch wunderschön für unser Trailrunnerherz. Ich zähle die Kilometer mittlerweile rückwärts. Wo bleibt die verdammte VP3? Sie Strecke wurde tatsächlich etwas umgestaltet. Länger und härter auf jeden Fall.

Dann endlich Schlaraffenland bei km 43. Ich schütte mir drei Becher Cola rein und schnappe mir etwas Schoki. Schnell weiter.

Nur noch 9 km bis Rouffach. Ich komme nur stähnend voran und bin ziemlich müde. – Durchhaltena – . Kurze Zeit später häre ich eine Frau hinter mir und blicke auf einmal in ein grinsendes Gesicht. – Verdammt, wo kommt die denn auf einmal her? Und wieso kann sie noch lachen, währendich mir schon Farben für meinen Sarg überlege?a – . Sie blabbert frählich irgendwas von – ich bin noch nie so lange gelaufen – bist du die Kathi? Bla, bla, blaa – . Elli Fladerer heißt das kleine 21jährige Fliegengewicht. Respekt vor diesem bescheidenen Küken, das so beeindruckend ihr Ultra-Debüt meistert. Wir laufen eine Weile zusammen, aber ich meinte, sie solle ruhig davon ziehen, weil sie mir doch etwas stärker vorkam und ich mit mir zu kämpfen hatte. Aber zu allem überfluss stolperte ich auf einmal auch noch über meine eigenen Füße. Elli half mir auf und trästete mich. Ich hatte fürchterliche Schmerzen in meiner blutenden Hand und den Knien. Dann kam auch schon die dritte Frau – Corine. Auch sie fragte hilfsbereit nach, ob alles ok war. – natürlich nichta – fluchte ich. Ich hatte Schmerzen und ärgerte mich über meine Tolpatschigkeit. Aber es nütze nichts, konnte ja schlecht sitzenbleiben. Die beiden sind weitergelaufen und nach ein paar Minuten war mein Kopf wieder etwas klarer und die Schmerzen ließen nach. Ca. 3 Kilometer vorm Ziel holen ich die beiden wieder ein. Wir plaudern ein wenig und sie erkundigen sich nett nach mir. Sehr sympathische Mädels. Deshalb beschlossen wir, gemeinsam über die Ziellinie zu laufen. Eine tolle Idee und so war es dann auch:

Wir liefen gemeinsam ins Ziel und alle Emotionen sprudelten bei mir über. Ich brach weinend zusammen.

Freude, Leid, Dankbarkeit. Einfach alles. Das war einer der schönsten ZieleinLäufe, aber auch eines der härtesten Rennen. Schade, dass es kein Foto gibt. Ich habe Elli fest umarmt und mich tausendmal bedankt, dass sie mich geträstet hatte. Die Finisher-Weste werde ich auf jeden Fall in Ehren tragen als Erinnerung an diesen prägenden Lauf.

Leider musste ich beim Rescueteam erfahren, dass die Wunde an der Hand doch etwas schlimmer war als vermutet und ich genäht werden muss. Als schnell umziehen und ab zur Siegerehrung, damit wir schnell nach Hause können. Mein Freund kam mittlerweile auch schon ins Ziel gerollt und hatte ebenfalls schwer zu kämpfen. Aber wir waren nicht die einzigsten – Bei der Siegerehrung hat fast jeder gejammert. Die neue Strecke hatte es echt in sich. Aber wie heißt es so schön: ääPain for the moment, glory foreverää.

Es gab noch zwei Glöschen Sekt mit Ricarda, Jens, Gabi und Corine und dann hieß es leider schon viel zu zeitig Abschied nehmen, damit wir ins Krankenhaus nach Hohenems konnten.

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Fazit

Ein tolles Wochenende mit lieben Menschen und tollen Freunden. Neue Bekanntschaften. Viele Höhen und Tiefen. Eine perfekt organisierte Laufveranstaltung, bei der für eine geringe Startgebühr viel geboten wird. Eine traumhafte Strecke (aber hart) mit kulinarischen VPs und jede Menge Zuschauer. Die Erkenntnis, dass 53 km Vollgas einfach nur weh tun und Stürze noch viel mehr.

Danke an meinen Freund Mathias, Ricarda und Jens, Gabi, Nicole und Wendy, sowie Elli und Corine für die tollen Momente voller Höhen und Tiefenä!

Ich hoffe, wir haben alle ein ääRendez-vousää beim 14. Trail du Petit-Ballon am 18.03.2018

trail.rouffach-athletisme.org/de

Die Gewinner mit ihren Top-Ergebnissen:

Trail du Petit Ballon (52 km / 2.300 HM)
Urs Jenzer 4:07:32 Std.
Corine Kagerer, Fladerer
Elisabeth & Kathrin Schichtl 5:11:32 Std.

Circuit des Grands Crus (27 km /900 HM)
Emmanuel Allenbach 1:45:27 Std.
Celine Lafße 2:04:27 Std.

Mini Trail de l’Ane (9 km/250 HM)
Mickael Baradel 0:34:38 Std.
Emmanuelle Ziegler 0:42:17 Std.

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